Lesetipps Für Erwachsene

Robert Seethaler: Das Café ohne Namen

Klappentext

Ein Café und seine Menschen. Ein Mann, der seiner Sehnsucht folgt. Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit - von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt, um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.  Das Café ohne Namen ist ein Roman über den menschlichen Drang zum Aufbruch.

 

Im Gegensatz zu „Ein ganzes Leben“ bleibt dieser Roman mehr an der Oberfläche. Trotzdem sind die Geschichten über die Gefühle, Sehnsüchte der Menschen gut beschrieben. Ein Eintauchen in eine andere Welt möglich und die Erzählweise ist klar nachvollziehbar.

Ein Roman der uns mitnimmt in dieses Wien 1966 – lesenswert !!!

 

Den Buchtipp zu Ein ganzes Leben lesen Sie unter Lesetipps für Erwachsene.

                                                                                                                                                                  Heike Bootz

Robert Seethaler: Ein ganzes Leben

Als Andreas Egger in das Tal kommt, in dem er sein Leben verbringen wird, ist er vier Jahre alt, ungefähr so genau weiß das keiner. Er wächst zu einem gestandenen Hilfsknecht heran und schließt sich als junger Mann einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Bergbahnen baut und mit der Elektrizität auch das Licht und den Lärm in das Tal bringt. Dann kommt der Tag, an dem Egger zum ersten Mal vor Marie steht, der Liebe seines Lebens, die er jedoch wieder verlieren wird. Erst viele Jahre später, als Egger seinen letzten Weg antritt, ist sie noch einmal bei ihm. Und er, über den die Zeit längst hinweggegangen ist, blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen. Eine einfache und tief bewegende Geschichte.

Ein beeindruckender Roman von einem einfachen Leben aber poetisch und lebendig geschrieben. 

Einfach mal abtauchen in eine andere Welt um ein einfaches Leben zu betrachten.

Heike Bootz

Nino Haratischwili : Das achte Leben (für Brilka)

Der Autorin gelingt es schnell, ihre Leserschaft mit der Familiengeschichte des georgischen Schokoladenfabrikanten Jaschi zu fesseln. Von 1900 bis in die Gegenwart spannt sie einen bunten Bogen von Mitgliedern dieser Familie, die eng mit der Geschichte Georgiens, der Sowjetunion, letztlich ganz Europas verbunden ist. V. a. die Frauenfiguren von Stasia bis Brilka sind facettenreiche Persönlichkeiten, über deren Leben man immer mehr erfahren möchte, ein echter pageturner!

Francesca Melandri: Alle außer mir

Auch diesen Roman, der die Geschichte der italienischen Familie Profetis über „nur“ drei Genrationen erzählt, habe ich nur widerstrebend aus der Hand legen können. Die Ausgangssituation ist schon irritierend: Vor Ilaria Profetis Wohnungstür in Rom steht ein junger Schwarzer, der ihr in nahezu akzentfreiem Italienisch mitteilt, ihr Neffe zu sein.

 

Ausgehend von dieser Begegnung wird sehr spannend, anrührend und manchmal grausam aufwühlend die italienische Geschichte, v.a. die Kolonialvergangenheit, aber auch die Zeit der Herrschaft Mussolinis und die Berlusconiära bebildert.

Ulrike Draesner: Die Verwandelten

Hier geht es um die ineinander verwobenen Familiengeschichten polnischer und deutscher Familien, um den nationalsozialistischen Rassenwahn und die Traumata der Nachgeborenen. Den Kapiteln sind sogenannte Gesänge vorangestellt, die stammelnd und rätselhaft das Unsagbare auszudrücken versuchen. Ulrike Draesner will den durch ihre grauenhaften Gewalterfahrungen sprachlos gewordenen Frauen ihre Sprache wiedergeben.

 

Sicher ist dieses Buch keine leichte Sommerlektüre, aber trotzdem sehr spannend, und es zeigt, wie die große Weltgeschichte über Generationen in das Leben der Menschen eingreift.

Dörte Hansen: Mittagsstunde

Bei der Lektüre dieses so souverän leicht erzählten Romans habe ich immer wieder gedacht: genau, so war es, Bilder aus meiner Jugend in einem niedersächsischen Dorf traten mir vor Augen und die Musik dieser Zeit wurde ich als Ohrwurm den ganzen Tag nicht mehr los. Dörte Hansen entwirft eine glaubhafte kleine Welt im Umbruch, ohne in Heimatkitsch zu verfallen, und hinterlässt die Leserin hoch zufrieden, wenn Ingwer Feddersen, der Hochschullehrer aus Kiel zumindest vorübergehend ins Dorf zurückkehrt, seine Wurzeln findet und dafür sorgt, dass der Gasthof seiner Großeltern erhalten bleibt.

Claire Keegan: Das dritte Licht

Dieses schmale Büchlein hat mich sehr berührt Es wurde 2022 von der irischen Autorin überarbeitet und neu übersetzt und ist mittlerweile auch verfilmt.

Das Geschehen wird aus der Perspektive eines kleinen Mädchens erzählt, das in seiner ärmlichen Familie übrig ist: Es gibt bereits eine große Kinderschar, und nun ist die Mutter wieder schwanger. Daher ist es allen recht, dass das kinderlose Ehepaar Kinsella das Kind aufnimmt. Der Vater „lädt“ es dort ab, und die Leserin, die ja nur die Perspektive des Kindes kennt, ist ängstlich, was ihm nun widerfahren wird.

Diese minimalistisch erzählte Geschichte zeigt, dass die Erfahrung von Liebe und Fürsorge nicht an die Herkunftsfamilie gebunden ist.

Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ wird 100

Dieser eigentlich als heitere Novelle geplante schwergewichtige Roman von fast 1000 Seiten gilt heute als einer der wichtigsten modernen Romane überhaupt. Thomas Mann hat ihn im Jahre 1912 anlässlich eines Kuraufenthalts seiner Frau Katia in Davos begonnen und erst nach dem 1. Weltkrieg 1924 beendet. Wir bekommen hier ein Kaleidoskop von Angehörigen der besseren Gesellschaft Europas zu Beginn des 20ten Jahrhunderts geboten, die vor Kriegsausbruch eingebildet oder wirklich schwer an Tuberkulose erkrankt in der abgeschiedenen Schweizer Bergwelt einen regelrechten Tanz auf dem Vulkan veranstalten.

Der Protagonist Hans Castorp, der seinen kranken Vetter Joachim Ziemsen eigentlich nur besuchen will, erkrankt selbst und muss (oder will?) bleiben. Der Leser lernt ein buntes Völkchen unterschiedlichster Menschen auf dem Berghof kennen. Die Figuren sind z.T. parodistisch überzeichnet, und einige der Zeitgenossen Manns, wie z.B. Gerhard Hauptmann, haben sich beleidigt wiedererkannt. Auf dem Berghof wird geliebt und gestorben, philosophiert und gestritten, an- und abgereist, bis auch auf der Erzählebene der Krieg immer drohender wird.

Die Erzählweise wird immer temporeicher und nimmt den Leser/die Leserin mit in einen Strudel von Ereignissen. Die Figuren, von denen einige aus den unterschiedlichsten Gründen offenbar in die Krankheit geflohen sind, suchen immer neuen narkotisierenden Zeitvertreib bis hin zur Geisterbeschwörung. Es kommt zu einem Duell, sogar zu Selbsttötungen. Auch in dieser vermeintlich abgeschlossenen beschützten Welt gerät alles aus den Fugen.

Das Schlusskapitel, für das allein sich die Lektüre lohnt, zeigt unseren Helden Hans Castorp als fast aller Menschlichkeit enthobenen Kriegsteilnehmer. Das Ende bleibt offen, aber ohne Hoffnung.

Viele sehen in diesem Roman das Abbild einer orientierungslosen Gesellschaft im „Krisenmodus“, wie wir sie auch heute z.T. erleben.

Der profunde Mannkenner Thomas Weidemann nannte den „Zauberberg“ das für ihn wichtigste Werk, riet aber auch dazu, ab und an einige Seiten zu überschlagen. Dem kann ich mich v.a. in Bezug auf die doch manchmal recht zähen Streitgespräche zwischen dem Humanisten Settembrini und seinem Widersacher Naphta nur anschließen. Fast 1000 Seiten werden sonst schnell zur quälenden Aufgabe, zumal Stimmung und schräge Situationen zusammen mit Manns entlarvender Sprache für mich das Hauptvergnügen der Lektüre ausmachten.

Im Netz gibt es außerdem eine großartige Lesung des Romans von Sven Walser, von dem man sich „zur Entlastung“ auch gerne zwischendurch einige Kapitel vorlesen lässt, um dann wieder selbst in die Lektüre einzusteigen.

 

Wer darüber hinaus (?) über Thomas Mann etwas lesen möchte, dem sei von dem oben genannten

Volker Weidemann: Mann vom Meer (Thomas Mann und die Liebe seines Lebens)

 

empfohlen, eine interessante und kurzweilige Biografie über Thomas Mann, seine Liebe zum Meer und deren Ursprung.

Hier geht es vorrangig um den Einfluss von Manns brasilianischer Mutter Julia, die ihm den Zugang zur Kunst vermittelt und in ihm die Liebe zur Weite des Meeres gepflanzt hat. Der Autor zeigt, wie diese Liebe in Manns Leben wie ein roter Faden mitläuft, ihn immer wieder an Orte am Meer führt, an denen er, der etwas hölzerne, unnahbare Norddeutsche sich entspannen und gehen lassen kann. Hier lässt er seine Figuren auch das erleben, was sich ihr Autor nicht öffentlich traute, z.B. Männer zu lieben wie Gustav Aschenbach in der Novelle   „Tod in Venedig“.

Wie der „Meeresträumer“ Thomas Mann dazu kam, die Davoser Bergwelt in seinem Roman „Der Zauberberg“ so grandios zu beschreiben, erklärt sein begeisterter Bewunderer Volker Weidemann so: „ Er fand aber die Schneelandschaft seinen Heimatlandschaften der Ostsee so unglaublich verwandt, und es ist ihm nicht schwer gefallen, sich dort heimisch zu fühlen.“

 

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre des „Zauberbergs“ und unbedingt den Mut, auch einmal Seiten zu überschlagen,

 

                                                                          Annette Lang-Scheffer

 

Lektüretipps für einen Trip nach Wien

Über Wien gibt es fast so viel Literatur wie sehenswerte wunderbare Orte.

Hier möchte ich aber nur ein paar ganz subjektiv ausgesuchte Titel vorstellen:

 

1.      Der Reiseführer „Zu Fuß durch Wien“ von Jennifer und Rosemary Faulkner

Wer sich gerne eine Stadt zu Fuß erschließt, wird viel Freude an diesem Büchlein haben. Mit ihm durch Wien zu spazieren, z.B. um Kirchen herum geführt zu werden, bis man genau die Figur oder das Eckchen entdeckt, das kurz beschrieben und interessant erklärt wird, macht einerseits viel Spaß. Eine Stadt so zu erkunden, erlaubt einem aber auch sein ganz eigenes Tempo mit entsprechenden Pausen in diesem oder jenem Café. Am Ende eines solchen Spaziergangs ist man mit seiner sportlichen Leistung zufrieden, freut sich über neu Gelerntes und kehrt gerne in einer der beschriebenen Wirtschaften ein.

 

2.      „Das Café ohne Namen“ von Robert Seethaler

Apropos „Einkehren“: In die Welt der Wiener Cafés und vielen unscheinbaren Eckkneipen entführt einen Robert Seethalers Roman, der in den aufstrebenden 60/70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielt:  Robert Simon eröffnet in der Wiener Josephstadt ein Café, das schnell zum Treffpunkt der unterschiedlichsten Menschen aus der Umgebung wird, deren Lebensausschnitte in fast sanfter Betrachtung erzählt werden. Sie treffen aufeinander, haben mehr oder weniger miteinander zu tun und trennen sich. Die kleinen Begebenheiten des Alltags und die Hoffnung, das eigene Leben so gestalten zu können, wie man es sich wünscht, einen Zipfel Glück erhaschen zu können, stehen im Zentrum dieses leise erzählten Romans.

 

3.      „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ von Edmund de Waal

Spaziert man durch Wien, z.B. den „Ring“ entlang, so staunt man immer wieder über die herrschaftlichen Paläste, die die Straßen säumen. Vielleicht bleibt man dann an der Ecke Universitätsring/Schottengasse an einer Plakette stehen und liest, dass dies Gebäude einmal der Familie Ephrussi gehört hat. Um diese Familie geht es in dem wunderbaren romanhaften Buch ihres Nachfahren Edmund de Waal, der die Geschichte einer wohlhabenden jüdischen Familie im 19./20. Jahrhundert als buntes, berauschendes und erschreckendes  Kaleidoskop erzählt: eine Geschichte, die in den Metropolen Europas spielt, aber auch bis Japan reicht, eine Geschichte von Reichtum, Macht, Mord und Vertreibung. Andreas Breitenstein schrieb darüber in der NZZ: „Es ist eine Erzählkunst, die gegen das Schicksal der Ephrussis, den `Irrwitz´ ihrer Geschichte, eindrucksvoll Einspruch erhebt".

 

4.      „Der gestohlene Klimt“ von Elisabeth Sandmann

Mit der dunklen Seite der Vergangenheit jüdischen Lebens in Wien befasst sich auch der Roman von Elisabeth Sandmann. Einem Wienbesuch ohne Besichtigung mindestens einer der bedeutenden Gemäldegalerien, z.B. des wunderschön gelegenen Schlosses „Belvedere“, würde Wesentliches fehlen. Hier findet man neben anderen das berühmte Gemälde „Der Kuss“ von Gustav Klimt, aber auch beeindruckende Werke anderer Künstler der Wiener Moderne. Ein Frauengesicht zieht einen immer wieder in den Bann: das von Adele Bloch-Bauer, einer Salondame in der wohlhabenden großbürgerlichen Wiener Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach ihrem Tod 1925 begann ein Erbschaftsstreit um den weiteren Besitz ihrer von Klimt geschaffenen Porträts, die während der NS-Zeit konfisziert worden waren. Nach dem Krieg beanspruchte die Republik Österreich die Gemälde. Es entwickelte sich ein langjähriger Rechtsstreit mit den Erben, der in Sandmanns Roman spannend geschildert wird.

 

5.      „Echtzeitaltervon Tonio Schachinger

Wie sehr die Geschichte Wiens auch das heutige Leben prägt, thematisiert Tonio Schachinger in seinem mit dem deutschen Buchpreis 2023 ausgezeichneten Roman. Der Titel bezieht sich auf das Computerspiel „Age of Empires 2“, in das der Protagonist Till Kokorda regelmäßig nach der Schule eintaucht, in dem er sogar international Erfolg hat und nicht der kleine erniedrigte Schüler des Wiener Elitegymnasiums „Marianum“ ist. Auch wenn mir die Gamingwelt fremd ist, habe ich das Buch mit Vergnügen gelesen: Die Figuren sind glaubhaft, ihre Träume und Erlebnisse in der völlig archaischen Schulwelt des Traditionsgymnasiums nachvollziehbar. Man liest schmunzelnd, lacht vielleicht mal kurz auf. Aber dies Lachen bleibt schnell im Halse stecken: Ein Buch nicht nur für jugendliche Gamer, sondern für alle, die sich für das moderne von Traditionen geprägte, vielleicht bedrängte Österreich und die heutige Wiener Gesellschaft interessieren.

 

6.      „Sisi“ von Karen Duve

Und last but not least: Was wäre Wien ohne Schönbrunn und Sissi. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der nicht zumindest von ihr gehört, wahrscheinlich aber wenigstens einen der Sissifilme mit Romy Schneider gesehen hat. Ein anderes Bild der legendären Kaiserin schafft Karen Duve in ihrem Roman: Hier ist Sissi getrieben, verwöhnt, gelangweilt und wirkt manchmal durchaus unsympathisch boshaft. Sie intrigiert, benutzt andere Menschen zu ihrem Zeitvertreib. Da Duve aber nur zwei Jahre aus Sisis Leben beschreibt, fehlte mir die Gesamtsicht auf dies Leben. Aufgrund der umfangreichen Recherche, die v.a. auf dem detailliert geführten Tagebuch von Sissis Hofdame Gräfin Festetic beruht, bietet Karen Duve trotzdem einen spannenden und glaubhaften Einblick in Sissis mögliche dunkle Seite.  

 

 

Und nun: Viel Spaß in Wien

 

                                                                                              wünscht Annette Lang-Scheffer

Elena Fischer: PARADISE GARDEN

Billie ,die 14-jährige Protagonistin lebt mit ihrer Mutter in einer Hochhaussiedlung.
Die Mutter versucht mit Putzen und Kellnern den Lebensunterhalt zu bestreiten.Der Alltag ist
durch Entbehrungen und pragmatische Sparsamkeit geprägt.
Trotzdem ist es eine glückliche Kindheit,voller Liebe und Phantasie.
Aber alles ändert sich,als die Mutter unter tragischen Umständen stirbt.
Ihre Großmutter,die kurz zuvor aus Ungarn angereist war,will  sie mit in ihre Heimat nehmen.
Billie flüchtet und begibt sich auf die Suche nach dem ihr unbekannten Vater.
Eine Reise in Richtung Erwachsenwerden.
Was dann passiert ist so überraschend wie herzerwärmend.
 
Fazit:Ein wunderschöner Roman,der trotz trauriger Themen erzählt,dass Lebensfreude ,
Liebe und Freundschaft keine Frage des Geldes oder des sozialen Ansehens sind.
 
Margret Bödeker
 

Axel Hacke: Ein Haus für viele Sommer

Dieses beschwingt fröhlich erzählte Buch des zeitweise auf Elba lebenden Autors stellt einem die Insel, seine Bewohner und das Inselleben so plastisch vor Augen, dass man alles selbst zu erleben meint. Immer wieder musste ich bei der Lektüre laut auflachen, z.B. wenn Hacke von der, vorsichtig formuliert, etwas schwierigen Mülltrennung auf der Insel berichtet, die auch mir im Urlaub größeres Kopfzerbrechen bereitet hat. Die Einparkmanöver mit einem eigensinnigen Fiat 500, die souveränen, aber sehr langwierigen und eigenartigen Reparaturversuche an diversen Haus- und Hofbaustellen durch einheimische Fachkräfte, aber auch die anrührenden Begegnungen mit dem Inselpoeten sind reinstes Lesevergnügen.

Hark Bohm: Amrum

Hark Bohm schreibt über die letzten Kriegstage und über eine Freundschaft, die viele Gräben überwindet.

 

Aber das Buch ist nicht nur ein Zeitzeugnis; es ist auch eine wunderbare Beschreibung über die Schönheit der Natur dieser Insel.

 

Martina Bogdahn: Mühlensommer

Humorvoll erzählt die Autorin von einem Leben zwischen zwei Welten, denn „Man weiß immer, woher man kommt“

 

Als erfolgreiche Hamburger Geschäftsfrau und Tochter eines Bauern kennt sie sich in beiden Welten aus, auch mit Verlusten und Neuanfang.

 

Ein Buch, das Herz und Verstand anspricht; ein wunderbares Sommerbuch

!

 

Caroline Wahl: 22 Bahnen

Erzählt wird von zwei Schwestern, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen. Sie halten unerschütterlich zusammen, um Krisen zu bewältigen und sie schaffen es, nicht nur im Freibad die 22 Bahnen zurückzulegen, sondern sich freizuschwimmen.

Monika Maron: Das Haus

Katharina, die ein abgelegenes Gutshaus geerbt hat, wagt das Experiment, eine WG zu gründen, zusammen mit Freunden, die alle über 60 Jahre alt sind! Auch, um im Alter nicht allein zu sein! Das Zusammenleben gelingt mehr oder weniger gut. Monika Marons Text wirft Fragen über unsere Gesellschaft auf und darüber wie werde ich selbst im Alter leben.

Trude Teige: Als Großmutter im Regen tanzte

Drei Generationen, die durch die tragischen Ereignisse der Nachkriegszeit verbunden sind, können im Schweigen ihre seelischen Verletzungen nicht bearbeiten. Erst die heilende Kraft der Liebe ermöglicht der Enkelin, die Geheimnisse der Mutter und Großmutter zu bearbeiten. Ein wunderbares Buch, wunderbar zu lesen, trotz der Kriegsgeschehnisse.

Matt Haig: Die Mitternachtsbibliothek

"Was wäre wenn?"

Ein Buch über Reue und Möglichkeiten. Den Bezug zum Philosophie fand ich besonders spannend.

Die Protagonistin landet in einer Art Zwischenwelt nach einem Selbstmordversuch. Ihre persönliche Zwischenwelt ist die Bibliothek ihrer alten Schule wo sie auf die alte Bibliothekarin trifft.  Die Bücher sind Möglichkeiten anderer Leben. Nur eine Entscheidung und schon wäre alles Anders gelaufen. Alles nette Gedankenspielchen, aber am Ende ist es doch ein lebensbejahendes Buch. Jeder hat doch bestimmt schon mal gedacht, hätte ich vielleicht doch meinen Jugendfreund heiraten sollen? Oder warum bin ich nicht nach der Schule auf ein Auslandsjahr gegangen? Es sind nicht immer die großen Entscheidungen die unser Leben beeinflussen. Manchmal können auch kleine Dinge das Leben verändern? Nur Mut ruft einem das Buch zu.

Heike  Bootz

Martin Kordic: Jahre mit Martha

Ein zärtlicher und mitreißender Roman über Machtverhältnisse und über die Frage nach dem Gleichgewicht der Welt.

 

Zeljko ist 15, als er sich in Martha verliebt. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen.

 

Bücher, Bildung, Ansehen und Vermögen, Martha eröffnet ihm eine Welt, zu der er bisher keinen Zutritt hatte. Mit Marthas Liebe wächst Zeljkos Welt, er besteht sein Abitur und beginnt ein Studium in München.

 

Doch welche Welt ist es, die er da betritt?

 

Marianne Sander

Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie

Elizabeth Zott liebt Laborkittel genauso wie Kochschürzen. In beiden lebt sie ihre Liebe zur Chemie.

Als ihre Karriere als Forscherin unverschuldet endet, geht sie kurzentschlossen zum Fernsehen und erklärt Kochrezepte aus wissenschaftlicher Sicht.

 

Der Roman spielt in den USA der frühen 50er-Jahre, als feministische Bestrebungen noch in weiter Ferne lagen. Die Heldin scheint in die falsche Zeit hineingeboren zu sein, setzt sie sich doch über gesellschaftliche Konventionen hinweg und lässt sich von den engen Strukturen ihres Umfelds nicht unterdrücken.

 

„Eine Frage der Chemie“ ist ein hellsichtiger Gesellschaftsroman, dem das Kunststück gelingt, seinen Stoff ins Komödiantische zu wenden, ohne sich in Albernheiten zu verlieren.

 

Marianne Sander

Mariana Leky

Kummer aller Art

n ihrem neuen Buch versammelt Mariana Leky ihre literarischen Kolumnen, die erstmals in der Zeitschrift „Psychologie Heute“ veröffentlicht wurden.

Es sind meist kurze Erzählungen, die berühren, überraschen und ihre Leserinnen und Leser oft schmunzeln lassen.

 

Viele Geschichten spielen in der Nachbarschaft eines Hauses und erzählen von den Beziehungen untereinander.

Eine andere Geschichte erzählt von der Kindheit der Ich-Erzählerin. Aus einer Zeit, als Kinder noch Langeweile haben durften und nicht unentwegt ein Unterhaltungsmedium zur Verfügung hatten.

In allen Erzählungen wird sichtbar, dass die Autorin aus einer „Psychologen-Familie“ stammt, die ihre Wahrnehmung für ihre Mitmenschen geschärft hat.

 

Marianne Sander

Carsten Henn

Der Buchspazierer

 

Ein alter Mann bringt Abends Bücher zu den Kunden einer Buchhandlung.  Er hat so seinen Rhythmus gefunden und seine Kunden sind speziell. Er hat jedem einen literarischen Spitznamen gegeben. Eines Tages wird er von einem kleinen Mädchen angesprochen und zuerst ist er gar nicht begeistert,  aber dann bringt sie Schwung in sein eingefahrenes Leben und es tut sich was.

 

                               Heike Bootz

 

Daniela Krien

Der Brand

Nicht nur ihr Feriendomizil in Bayern ist abgebrannt, auch in ihrer Ehe brennt es.
Peter, Literaturprofessor und Rahel, Psychotherapeutin sind seit 30 Jahren verheiratet.
Da ihre Ferienpläne sich nach dem Brand ändern, versorgen sie auf dem alten Hof einer Freundin, deren Mann plötzlich erkrankt ist,
die Tiere.
Peter ist in seinem Beruf und von seinen Studenten desillusioniert und zieht sich immer weiter von Rahel zurück.
Er fühlte sich in einer schwierigen Situation von Rahel nicht unterstützt.
Sie leidet unter der Sprachlosigkeit und hat Sehnsucht nach körperlicher Zuwendung.
Rachel sucht das Gespräch. So kommen Verletzungen und Gefühle zur Sprache.
Auch die Sorgen um die Kinder belasten ihre Beziehung.
Es ist kein Ehekrieg, aber zeigt die Mühen und auch die Ernsthaftigkeit, die Ehe zu retten.
 
Trotz der Probleme, die der Roman beinhaltet liest er sich leicht.
Mir hat der unsentimentale und kluge Blick auf das Leben sehr gut gefallen.
Margareta Bödeker

Wolfgang Büscher

Berichte über seine Reisen und Wanderungen zu Fuß

In dieser besonderen Zeit habe ich einen mir bisher nicht bekannten Autor entdeckt. Wenn wir schon nicht reisen dürfen, so können wir doch mit ihm Länder und Menschen kennenlernen:
 

 

BERLIN  - MOSKAU - eine Reise zu Fuß

 

 DEUTSCHLAND, eine Reise

 

 HARTLAND, zu Fuß durch Amerika

 

 

 

Seine Schilderungen gehen weit über übliche Reiseberichte hinaus. Man spürt sein ehrliches Interesse an Menschen, Ländern und historischen Hinterlassenschaften.

 

Nach Jerusalem, einem weiteren Ziel seiner Reisen,wanderte er nicht,aber er verbrachte in dieser alten, geschichtsträchtigen Stadt einen

 

 
FRÜHLING IN JERUSALEM

 

 Wieder sind es die Begegnungen mit Menschen, die Gespräche und Beobachtungen, die seine Bücher so lesenewert machen.

 

 Sein neuestes Buch

 

 

             HEIMKEHR

 

 

widmet sich weniger  den Begegnungen mit anderen, als mit sich selbst: Wolfgang Büscher zieht sich für eine längere Zeit in eine kleine Jagdhütte zurück. Er ist in der Nähe aufgewachsen und erfüllt sich seinen Jugendtraum, im Wald zu leben. Seine Erwartungen an eine stille Zeit

 

werden von Stürmen, von Hitze und der Borkenkäferplage zerschlagen.

 

Noch etwas ändert alles: Seine Mutter stirbt in diesem Sommer. Einfühlsam beschreibt er ihre letzten Tage

 

und seine Gefühle bei der Heimkehr in ein leeres Haus voller Erinnerungen.

 

 

 

 Die Bücher von Wolfgang Büscher versprechen viele bereichernde,anregende Lesestunden.

 

 

 

                                              Margareta Bödeker

Rita Falk

Winterkartoffelknödel - Der erste Fall für Franz Eberhofer, mal als Hörbuch

Eine Fraundin, mit der ich mich neulich darüber ausgetauscht habe, wie man abends in diesen fürchterlichen Zeiten zur Ruhe und ans Einschlafen kommt, hat mir das Hörbuch empfohlen - es ist praktisch ein Kontrapunkt zu der Informationsflut, die ich mir tagsüber einverleibe, vielleich auch für Sie/ euch eine Abschalthilfe:

 

Franz Eberhofer sitzt nach seiner Strafversetzung in dem elenden Kuhdorf Niederkaltenkirchen und lässt es ruhig angehen. Seine Streifengänge führen ihn regelmäßig zum Wolfi auf ein Bier oder an den Küchentisch seiner stocktauben Oma, die – ganz nebenbei – die besten Winterkartoffelknödel im ganzen Land macht. Sehr erholsam, bei all dem dörflichen Zoff und den Reibereien mit seinem Vater und seinem Bruder Leopold.

Doch da ist auch diese Sache mit den Neuhofers, die an den merkwürdigsten Dingen sterben: Mutter Neuhofer erhängt im Wald, Vater Neuhofer Opfer eines Stromschlags, der älteste Sohn von einem Container erschlagen. Übrig ist noch der Hans, wer weiß, was dem bevorsteht … Und dann schießt ganz plötzlich eine nagelneue Tankstelle aus dem Boden – ausgerechnet auf dem Grundstück der fast ausgelöschten Neuhofer-Familie. Und dazu erscheint Mercedes, für Franz der "Ferrari" unter den ihm bekannten Frauen, auf der Bildfläche.

 

Pflichtbewusst stürzt sich Franz Eberhofer in die Ermittlungen, auch wenn niemand – schon gar nicht der Richter Moratschek – ihn dabei für voll nimmt.

Die Handlung ist eine Abfolge aus Spannung, Klamauk und der Darstellung regionaler Besonderheiten - unterhaltsam auch für Nichtbayern...

Getragen wird alles von der Sprecherstimme: Christian Tramitz, bekannt als Schauspieler und Synchronsprecher, trägt ruhig und variantenreich, mit nicht zu viel Dialekt durch die Handlung.

 

                                                                                                                     Danach waren alle Gedanken an Corona weg... 

                                                                                                                                                      Jutta Deitermann                                                                                                                                 

Büchervorstellungen für den Sommer

"Bücherbaden" für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahre

 

 Wie heilsam / erholsam das „Waldbaden“ für die Menschen sein kann, ist inzwischen bekannt. Zu einer anderen Art des Badens möchten die Ehrenamtlichen der Stadtteilbibliothek Heepen einladen: Zum „Bücherbaden“ !

 

Das Eintauchen in Fantasie, Geschichte und Geschichten, Kräuter- und Kocherlebnisse, in Biografien, in kreative Techniken und Projekte, in Finanz- und Geldsysteme, in Reiseberichte und Romane, in Abenteuer, Krimis, Gangster-, Jungen- und Mädchengeschichten macht nicht nass, wärmt aber die Seele, ermöglicht geniale Einblicke und bringt uns auf schöne Lesepfade.

 

Die Corona-Zeit haben wir genutzt, um viele neue Bücher zu kaufen, die wir jetzt für Euch / für Sie bereithalten. Einige davon möchte ich Ihnen / Euch kurz vorstellen und empfehlen.

 

 

 

Beginnen will ich mit dem Buch

 Jacky Marrone rettet die drei kleinen Schweinchen“

 von Franziska Biermann, ab 6 Jahre.

 cky ist Detektiv. Er hat sich auf kniffelige Fälle spezialisiert, er trägt einen Helm, der Gedanken lesen kann, benutzt Leuchtstäbe, die ein Netz knoten können und eine Zeitmaschine, um ans Ziel zu kommen. Aber wie kommt er zurück?

 Spannend, mit Comic-Bildern.

 

 Für Mädchen, die Pferde lieben, ist das Buch von Mila Sternberg „Emely Pferdeflüsterin“ besonders geeignet. (ab 9 Jahre) Emely ist eine echte Pferdeversteherin, weil sie Geduld hat, einfühlsam ist und gut beobachtet. Sie findet noch weitere Tiere, die sie so gut versteht, fast so, als ob sie mit ihnen sprechen könnte. Vielleicht kannst auch Du oder Du ihre Sprache verstehen.

 

 In dem Buch „Survival, verloren am Amazonas“ von Andreas Schlüter, ab 9 Jahre, stürzt ein Flugzeug ab. Mike, seine Schwester Elly und Matheus sitzen in diesem Flugzeug und kommen im Dschungel langsam zum Bewusstsein. Hungrig, aber voller Tatendrang machen sich die drei auf den gefährlichen Weg durch den Urwald. Werden sie es schaffen?

 

Aktien- und Börsen- Führerschein“ von Beate Sander

 Mit 59 Jahren entdeckte Beate Sander ihre Leidenschaft für Aktien. Heute ist sie 83 Jahre alt, Millionärin und Autorin von Finanzbestsellern. Sie ermutigt insbesondere Seniorinnen, die wenig Geld haben, zum Investieren. Sie meint: Frauen meines Alters sind nicht ahnungslos in Sachen Geldanlagen.

 

 Die Schmidts, ein Jahrhundertpaar“ von Reiner Lehberger

 In dieser Biografie wird sogar auf die Ehekrise eingegangen, dass „Loki“ ihren eigenen Weg fand, mehr erduldete und verzieh und an der Ehe festhielt. Lehberger arbeitet heraus, wie die öffentliche Meinung nach dem Kanzleramt den Ruf der Schmidts positiv sah und wie Helmut Schmidt in eine Position des Vordenkers, Mahners und Deuters der Politik kam. Ein interessantes Buch mit Infos, die man so nicht kannte.

 

 Angela Merkel -- Das Requiem“ von Gertrud Höhler

 Ein lesenswertes Buch über eine z. Z. agierende Politikerin.

 Auf Seite 101 schreibt sie: Das persönliche Image der Kanzlerin ist eine Meisterleistung, die globale Glaubwürdigkeit weit über die nationale Halbwertszeit garantiert: Weltstar ohne Glamour, geadelt durch Handicaps, die für Ungefährlichkeit und symbolpolitische Virtuosität stehen…..

 

 Mit Geld zur Weltherrschaft“ von Thorsten Polleit

 Er beschäftigt sich mit dem demokratischen Sozialismus, der Schaffung eines einheitlichen Weltgeldes und der sich daraus ergebenden Konsequenzen. Das Buch richtet sich an Nicht-Ökonomen, an interessierte Laien.

 

 Schaden in der Oberleitung, das geplante Desaster der Deutschen Bahn“

 von Arno Link

 Ein ganz anderes Thema! Dieses Buch beschäftigt sich mit dem Zustand der DB. Das Buch endet mit der Frage: Ist die Bahn noch zu retten? Lesen Sie selbst.

 

Wenn man diese vielen Themen bewältigt hat, muss man sich unbedingt bewegen, deshalb empfehle ich das kleine Buch:

„Sitzkiller – über 50 Tipps, die Sie vom Sitzen abhalten“, von Ulrike Maier.

 

Danach können Sie sich den „Wälzer“ von Max Otte „Weltsystem Crash“ vornehmen. Ein hochspannendes umfassendes Werk zum Durcharbeiten, keine Unterhaltungsliteratur.

 

 Andreas Englisch kennt man dank der Berichterstattungen aus dem Vatikan. In seinem neuen Buch „Mein Rom“ schreibt er in lebendiger Sprache eine Liebeserklärung an die einzigartige Stadt, in der Gott ebenso zu Hause ist wie Heilige und Huren, Abenteurer, Schurken und Pilger. Sehr lesenswert.

 

 Wer die Sommerzeit zum „Selbsttun“ nutzen möchte, dem kann ich die Bücher „Werkstatt Schnitzen“ oder „Stoff trifft Papier“ und auch „Pulp-Art, Gestalten mit Papiermache´“ an die Hand geben.

 

 Gesund, fit und schlank sein durch pflanzliche Proteine verspricht „Das Protein-Kochbuch“, von Rose Marie Donhauser. Es kommt gerade recht als Alternative und Ergänzung zu tierischem Eiweiß, zumal es moderne Rezepte bereit hält.

 

 Wer sich anschließend mit Kräutern beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Kräuter“ von Holly Farrell empfohlen. Wichtige Informationen zu Anbau, Ernte und Nutzung von ca. 70 Pflanzen sind jeweils auf einer Seite zu finden, die frischen Aromen duften fast aus den Zeilen.

 

 Echte Liebe – Ein Leben mit dem BVB“, Hans-Joachim Watzke und Michael Horeni

 Watzke, genannt „Aki“, beschreibt seine sehr emotionale Verbundenheit zum Fußball, speziell zum BVB, sein tiefes Vertrauen zu Jürgen Klopp, der 7 Jahre lang Trainer war und alle Höhen erklommen hat. Watzke hat sich oft am Vorbild seines Vaters orientiert und ist auch politisch sehr engagiert. Wer Fußball liebt, liest hier genau richtig!

 

 Damit haben wir einige Glanzlichter aus der Menge der Bücher in der Stadtteilbibliothek Heepen herausgestellt. Kommen Sie /ihr zu den gewohnten Zeiten zu uns, um die Quellen des Leseglücks zu finden.

 

 

Adelheid Speer

 

Rebecca Wait

Das Vermächtnis unserer Väter

 

In langen Schritten wird die Geschichte von Tommy "aufgedröselt", der den größten Teil seiner Kindheit auf einer kleinen Hebrideninsel verbracht hat. Zuerst wird für ihn gesorgt,  aber dann muss er sein Leben neu einrichten, nachdem seine Eltern und Geschwister plötzlich nicht mehr leben.
Er kehrt auf die Insel zurück, um herauszufinden,  wie insbesondere die Väter das Leben durch ihr Verhalten in den Familien und in großer Abgeschiedenheit geprägt haben. Der Begriff SCHULD taucht immer wieder auf! 
Ein ruhiger Erzählstrang mit vielen psychischen Facetten, was dazu führt, dass man sich gut in die handelnden Figuren einfühlen kann.
                                                                                                                                                     Adelheid Speer

 

 

Lars Mytting

Die Glocke im See

Fantastisch beschreibt der Autor das Leben in einem kleinen abgeschiedenen Dorf im Gudbrandstal in Norwegen. Die alte Stabkirche mit ihren zwei Glocken steht im Mittelpunkt des Geschehens. 
Die alten Mythen,  der Aberglaube,  die Naturerfahrungen der Menschen, besonders von Astrid,  einer jungen Frau, werden ins Verhältnis zum christlichen Glauben gesetzt. Als der deutsche Architekturstudent ins Dorf kommt, ändert sich Vieles. 
Eine sehr berührende Geschichte einer jungen Frau, die der Enge der Traditionen entkommen möchte.
Ein wunderbares Buch; man mag es gar nicht aus der Hand legen.
                                                                                                                                                  Adelheid Speer

Joel Dicker

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Das Buch ist kein gewöhnlicher Krimi, vielmehr eine Geschichte über einen Nachwuchsautor mit Schreibblockade. Dieser besucht seinen Mentor und auf dessen Grundstück wird eine Leiche gefunden. Es handelt sich um die sterblichen Überreste der vor 33 Jahren verschollenen Nola. Diese war damals 15 und hatte ein Verhältnis mit dem Mentor der damals über 30 Jahre alt war. Mithilfe der Polizei versucht der junge Schriftsteller den Fall aufzuklären. Das Buch ist spannend, verzichtet aber auf allzu blutige Szenen. Es gibt viele interessante Wendungen und das Ende ist unvorhersehbar.

Heike Bootz

Tom Saller

Wenn Martha tanzt

2001 berichtet der Erzähler von der Versteigerung des Tagebuchs seiner Urgroßmutter bei Sotherby’s in New York. 45 Millionen werden erzielt! Aber es ist nicht das Geld, was den Reiz ausmacht; es ist das Leben der Martha Wetzlaff, was fasziniert. Martha wird 1900 in Türnow geboren, wächst in bürgerlichen Verhältnissen auf, ist immer von Musik umgeben, welche sie als Figuren und Farben vor sich sieht.

 

1919 geht sie an die Bauschule in Weimar und damit beginnt ein ganz anderes Leben für sie. Ein ungewöhnliches Leben für diese Zeit!

 

Das Buch ist sehr interessant geschrieben, die Zeitgeschichte springt hin und her, fantastische Beschreibungen der Zeitgeschichte, in der die Verbundenheit der Menschen besonders herausgestellt wird.

Sehr lesenswert!

Adelheid Speer

 

Kleine Feuer überall

von Celeste Ng

Izzy, die jüngste Tochter der so perfekt wirkenden Familie Richardson, aus der Mustervorstadt Shaker Heights, erträgt das Lügengebäude ihrer Familie nicht mehr und zündet das Elternhaus an.
 
Mit dieser Katastrophe beginnt der Roman der Autorin Celeste Ng, die selbst in diesem Vorort aufgewachsen ist. Rückblickend entwirrt sie die Geschichte zweier Familien, die sehr unterschiedlich sind. Da ist die Familie Richardson, gutsituiert, in wohlgeordneten Verhältnissen, dort die alleinerziehende, mittellose und chaotische Mia mit ihrer Tochter Pearl.
 
Eine vielschichtige, herzzerreißende Geschichte, die viele große Themen, wie Rassismus,
Perfektionswahn, Erziehung und Familienzusammenhalt anklingen läßt.
 
Das Kernthema aber ist immer wieder die Frage, was verbindet oder trennt Eltern und Kinder. Was bedeutet Mutterschaft?
 
Ein Roman voller Spannung, lebensnah und einfühlsam geschrieben.

 

 

Margareta Bödeker

Max

von Markus Orths

 


                                                       Dieser Roman über den Maler Max Ernst ist ein kraftvoll geschriebenes Buch.

Man spürt geradezu die Intensität des Lebens, die dieser Mann mit den starken Frauen Lou, Galapaul, Marie-Berthe, Leonora, Peggy und Dorothea als seine Musen gelebt hat. Sie, die seinen inneren "Loplop" befeuert haben, wussten, wann er sich in seinen inneren Schaffensraum begab und die Bilder schuf, die so ganz anders waren in der damaligen Zeit und später viel Geld erzielten. Gleichzeitig erfährt man viel über die politische Situation

 

Anfang des letzten Jahrhunderts bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges und dem amerikanischen Exil von Max Ernst.

 

Ein sehr lesenswertes Buch, besonders, wenn man über den Dadaismus, über Kunst und den Austausch der Künstler untereinander erfahren will.      

 

                                                                                                                                                                                                            A. Speer

 

 

Libellenschwestern

von Lisa Wingale

 

Die Geschichte spielt in Amerika am Mississippi und erzählt vom Schicksal der Flussbootkinder Gabion, Camellia, Fern, Lark und Rill, die von der Polizei abgeholt werden,  als der Vater seine Frau in schwieriger Geburtsphase ins Krankenhaus bringt. Sie werden ins Waisenhaus gebracht und an gut zahlende Pflegefamilien vermittelt. D. h., sie werden auseinander gerissen und
in unterschiedliche Familien gegeben.
 
Der tiefe innere Zwiespalt in den Kinderseelen,  die Zustände in den Kinderheimen, die Machenschaften der Vermittler, die neuen Pflegeeltern werden sehr treffend und emotional beschrieben. Besondere Spannung bekommt das Buch, weil sich erst die Enkeltochter eines der Flussbootkinder mit dem Schicksal der Großmutter auseinandersetzt.
Ein emotionales Buch, welches man kaum aus der Hand legen kann, bevor man nicht weiß, wie das Schicksal der Kinder ausgeht.
Adelheid Speer

Der Zopf

von Laetitia Colombani

 

 

 Wie die drei Stränge eines Zopfes werden die Geschichten von drei Frauen miteinander verpflochten.

 Diese Frauen und ihr Leben könnten unterschiedlicher nicht sein.

 

 Smita ist eine Unberührbare im Norden Indiens. Sie verrichtet die allerniedrigsten Arbeiten. Ihr größter Wunsch ist, dass es ihre Tochter einmal besser haben soll. Dafür ist sie bereit alles zu tun, auch ihre Haare zu opfern.

 

 In Italien, Palermo lebt Julia. Sie arbeitet in der Perückenfabrik ihres Vaters. Er ist schwer erkrankt und stirbt. Sie erfährt, dass die Fabrik total überschuldet ist und sucht mit neuen Ideen nach einen Ausweg.

 

 Dann ist da Sarah in Montreal, eine erfolgreiche Anwältin. Sie ist Mutter von drei Kindern und geschieden.

 Mit viel Disziplin und Arbeit versucht sie, ihren Kindern und dem Beruf gerecht zu werden. Bis bei ihr die Diagnose Brustkrebs gestellt wird. Auch mit aller Anstrengung kann sie ihr Arbeitspensum nicht mehr schaffen.

 

 Alle drei Frauen entwickeln großen Mut, um ihr Schicksal zu ändern.

 Smita flieht und verläßt ihren Mann, um ihrer Tochter eine andere Zukunft zu ermöglichen

 Julia setzt sich über die Traditionen und Enge der Familie hinweg, um das Unternehmen neu aufzuziehen.

 Sarah kämpft gegen ihre Krankheit und gegen ihre Mitarbeiter, die ihre Schwäche gnadenlos ausnutzen.

 

 Wie man sich denken kann, sind Haare, der Zopf, das verbindende Element in diesem Roman. Ein intensives Leseerlebnis. Besonders die Figur der Smita hat mich sehr beeidruckt.

 

 

                                             Margareta Bödeker

Die Clifton Saga -eine Familiengeschichte in 7 Bänden

von Jeffrey Archer

Zurzeit gibt es einen Run auf diese Familiensaga, die sieben bisher erschienenen Bände kursieren zwischen den Stadtteilbibliotheken, wenn ein Band fehlt, wird er privat geliehen – Zeit für mich, das auch mal zu lesen.

 

England um 1930: Durch Zufälle und allerlei Schicksalsschläge werden die Geschichten zweier Familien aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten miteinander verbunden.

 

Auf der einen Seite der junge Harry Clifton aus einer Hafenarbeiterfamilie in Bristol, den seine Mutter allein durchbringen muss, da der Vater durch mysteriöse Umstände ums Leben gekommen ist. Als Harry ein Stipendium für eine Eliteschule erhält, lernt er Giles Barrington sowie dessen Schwester Emma kennen, Erben einer Schifffahrtsdynastie und mit allen bekannten Klischees  der Upperclass behaftet. Ab sofort sind die Schicksale der beiden Jungen, aber auch beider Familien auf tragische Weise miteinander verknüpft.

 

Im Hause Barrington betritt Harry die Welt der Oberschicht. Während Giles´ engere Familie ihn freundlich aufnimmt, stößt er bei anderen Mitgliedern auf mehr als Ablehnung - Intrigen und sogar kriminelle Handlungen machen ihm und seiner Mutter das Leben schwer.

 

Die Familiensaga in sieben Teilen rund um die Familien Clifton und Barrington erstreckt sich über die Jahre 1930-1980. Die beiden ersten Bände umfassen im wesentlichen Harrys Jugend- und frühe Erwachsenenjahre und zeigen die spannenden Entwicklungen der Personen und  ihre Verwicklungen in Politik und Wirtschaft schlüssig auf. Sie sind m. E. die besten der sieben Bände: kurzweilig, spannend, ohne nervige Längen, bei denen man versucht ist, vorzublättern..

 

Die gesamte Saga wird teils aus Harrys Perspektive, teils aus Sicht anderer Personen erzählt: einzelne Personen, die in Harry Cliftons Leben eine besondere Rolle spielen, kommen zu Wort.  Diese Perspektivwechsel sind zwar interessant, der Leser bekommt allerdings ein und dieselbe Begebenheit mehrmals aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Zwar ergibt sich dadurch nach und nach ein deutlicheres Bild der Akteure, vor allem durch die ausufernde Beschreibung z. B. von politischen Prozessen und Gerichtsverhandlungen werden aber Längen erzeugt, die nur nervig sind und die Handlung nicht voran bringen.

 

Alles in Allem eine Familiengeschichte nach altbewährtem Muster. Band sieben habe ich nicht mehr gelesen – Spannung und Interesse sind für mich zu Ende.

 

Kritisch ist anzumerken, dass die wichtigen historischen Ereignisse jener Zeit bis auf wenige Situationen unberücksichtigt bleiben.

 Die sich in 50 Jahren radikal verändernden gesellschaftlicher Strukturen und das sich verändernde Frauenbild, der aufkommende Faschismus in Deutschland und seine Wahrnehmung im Ausland wären für historisch interessierte Leser sicher ein Gewinn.

 

 

 

Jutta Deitermann

 

Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern

von Katja Burseg

Dieses Buch lässt sich nicht einfach einordnen, denn es ist viel mehr als ein Liebesroman.

 

Die aktuellen Themen, die die Autorin beschreibt, Alzheimer und Kunst, scheinen nicht zueinander zu passen.
 

 

Carla, die Hauptfigur, bereitet eine Ausstellung über den Hamburger Jugendstil vor und endeckt ein Bild der fast vergessenen Malerin Alma Reed, die in der NS Zeit verfolgt wurde. (eine Hommage an die Künstlerin Anita Ree)

 

Dieses weckt verschüttete Erinnerungen ihres älteren, an Alzheimer erkrankten Mannes Willem. Die Suche nach verschwundenen Bildern ist wie ein Krimi.

 

 

 

Das Buch liest sich leicht und ich habe auf spannende Weise viel über Kunstgeschichte, über das Erstellen
einer Ausstellung und mir unbekannte Details verfolgter Künstler, z B. Emil Nolde, erfahren.

 

 

 

Margareta Bödeker

Die Geschichte der Bienen

von Maja Lunde

Dies ist ein Roman, der eine Zeitspanne von ca. 250 Jahren umfasst. Er schildert die Geschichte von drei Familien
in drei Handlungssträngen. Das hört sich kompliziert an, liest sich aber spannend und flüssig.
Die Geschichte der Familien spielt einmal um 1852 in England, eine im Jahr 2007 in der USA und eine in der
Zukunft in China im Jahr 2098. Es geht um die Entwicklung der Bienenhaltung im Laufe der Zeit
und um Vater-Sohn Beziehungen.
 
Maja Lunde schafft es, in ihrem Roman den Lesern vieles über Bienenhaltung, das Bienensterben
und eine Welt ohne Bienen packend zu erzählen. Aber auch über Beziehungen, Hoffnungen und
Erwartungen der Familienangehörigen.
 
Am Ende des Buches verknüpft die Autorin die Handlungsstränge gekonnt zu einem großem Bild.
 
Ein hochaktuelles Buch, das noch lange nachwirkt und meine Wahrnehmung für Bienen und ihre
Bedeutung geschärft hat.
Margareta Bödeker

Das geträumte Land

von Imbolo Mbue

"Tag und Nacht träume ich alle möglichen Träume", hatte er immer zu ihr gesagt!
Diese Träume begleiten Jende Jonga, ebenso seine Frau Neni und den Sohn Liomi. In ihrer Amerikazeit träumen sie von Limbe, der "geliebten" Heimatstadt in Kamerun.  Aber eigentlich bemühen sie sich mit aller Kraft, um ihren Traum von Arbeit,  Studium und einem besseren Leben in Amerika zu verwirklichen. Jendes Anstellung als Chauffeur eines Bankers scheint die beste Chance zu sein.  Aber finanzielle Verknüpfungen,  familiäre Verpflichtungen aus ganz unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und die Härte der Einwanderungsbehörde lassen die Träume zerplatzen und dadurch neue wieder zu!
Ein sehr gut geschriebenes Buch, was die Seelennöte aller Beteiligten großartig beschreibt, die entstehen,  wenn man seine Heimat verlässt und seinen Rucksack an einem neuen Ort auspackt.
Adelheid Speer

Gestorben wird immer

von Alexandra Fröhlich

Wer die Bücher von Sabine Bode über die Vergessene Generation,  Nachkriegskinder und -enkel gelesen hat, wird mit großem Interesse das Buch "Gestorben wird immer" lesen wollen.  Autorin ist Alexandra Fröhlich,  Penguin Verlag!  

Sie beschreibt die Familiengeschichte der Weisguts, die 1935 in Ostpreußen beginnt und mit vielen erzählerisch spannenden Rückblicken bis ins Jahr 2008 reicht. Das Lied "Ännchen von Tharau" hilft über Gefahren hinweg,  beruhigt, macht Mut und ist im Unterbewusstsein allgegenwärtig. Es steht auch für die Haltung der Frauen in den Jahren 1935 bis 1947, immer 
Überlebenskampf für die Familien,  bei harten Entscheidungen,  Rückstellung persönlicher Bedürfnissen und dem Erleben von Tod und Schuld.
Ein flüssig geschriebenes Buch mit Sogwirkung, welches man nicht aus der Hand legt bis man die letzte Zeile verschlungen hat.
Adelheid Speer